- Vay erhält eine Ausnahmegenehmigung der Stadt Hamburg für telegefahrene Testfahrten ohne Sicherheitsfahrer:in
- Eine der Grundlagen dafür ist ein positives Gutachten von TÜV SÜD
BERLIN, 21. Dezember 2022 – Vay erhält als erstes Unternehmen in Europa eine Ausnahmegenehmigung für Testfahrten ohne Fahrer:in im Auto auf öffentlichen Straßen. Die Telefahr-Technologie macht es möglich. Die Ausnahmegenehmigung wird von der Behörde für Verkehr- und Mobilitätswende der Stadt Hamburg (BVM) ausgestellt. Ein positives Gutachten von TÜV SÜD ist eine der Voraussetzungen für die Genehmigung der Behörden. TÜV SÜD betrachtete insbesondere die “Funktionale Sicherheit” und “Cybersicherheit” des Vay Telefahr-Systems in Anlehnung an die Normen ISO 26262 und ISO/SAE 21434.
Als führendes Telefahr-Unternehmen ist Vay schon seit mehr als drei Jahren mit ferngesteuerten Elektro-Autos auf öffentlichen Straßen in Berlin und Hamburg unterwegs. Bislang noch mit Sicherheitsfahrer:in. Mit der nun vorliegenden Ausnahmegenehmigung kann Vay in einem vordefinierten Bereich in Hamburg-Bergedorf Tests ohne Sicherheitsfahrer:in im Auto durchführen. Aktuell arbeitet Vay an der Vorbereitung dieses bedeutenden Meilensteins der vierjährigen Unternehmensgeschichte.
“Wir freuen uns sehr über die gute Zusammenarbeit mit den Behörden und diesen wichtigen Schritt, um unser einzigartiges Konzept möglichst bald auf die Straße zu bekommen. Es ist toll zu sehen, dass das aus Europa heraus möglich ist“, sagt Thomas von der Ohe, Mitgründer und CEO von Vay.
Nachhaltiger und günstiger Tür-zu-Tür-Service
Vay arbeitet an einem Tür-zu-Tür-Service, bei dem die Kund:innen per App ein elektrisches Fahrzeug bestellen. Das Einzigartige daran: Ein:e Telefahrer:in bringt das Auto direkt zu den Kund:innen – ferngesteuert aus der Telefahrzentrale. Dort sitzen die Fahrer:innen an einer Telefahrstation mit Auto-Lenkrad und -Pedalen, die nach den Standards der Automobilindustrie entwickelt wurde. Über mehrere Bildschirme haben die Fahrer:innen den Überblick über die Verkehrssituation. Wenn die Kund:innen an ihrem Ziel angekommen sind, übernimmt ein:e Telefahrer:in das Fahrzeug wieder. Die aufwendige Parkplatzsuche entfällt. Dabei soll der Service kostentechnisch bei Carsharing-Angeboten liegen und auf längere Sicht eine komfortable Alternative zum Privat-PKW sein.
“Mit unserem Service mit elektrisch betriebenen Autos können weniger Fahrzeuge mehr Menschen transportieren. Damit bleibt in den Städten mehr Platz zum Leben“, sagt Thomas von der Ohe. Hohe Kosten für Mobilität sollen gesenkt werden, die Sicherheit im Straßenverkehr hingegen erhöht werden. Vay möchte dazu beitragen, die vier Hauptursachen für tödliche Unfälle in Innenstädten durch Telefahren zu minimieren: Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss, Geschwindigkeitsüberschreitung, Ablenkung und Müdigkeit.
Ohne Sicherheitsfahrer:in auf öffentlichen Straßen
Das Gutachten von TÜV SÜD ist die Voraussetzung für die Zulassung durch die Behörde, damit Vay ferngesteuert ohne Sicherheitsfahrer:in an Bord auf öffentlichen Straßen fahren kann. “Intelligente Mobilitätslösungen sind ein essenzieller Baustein für die Mobilitätswende. Daher freuen wir uns, dass Vay in unserer Stadt einen hochmodernen Telefahr-Service anbieten will und dieses innovative Modell nun in Bergedorf ohne Sicherheitsfahrer testet“, sagt Anjes Tjarks, Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende. “Für uns in Hamburg sind moderne Angebote für unsere Bürger ein großes politisches Anliegen. Wir begleiten diese konstruktiv bei höchsten Ansprüchen an die Sicherheit.“
Bildmaterial und weiterführende Informationen finden Sie unter: https://vay.io/de/presse/
Über Vay
Vay will einen nachhaltigen und günstigen Tür-zu-Tür-Mobilitätsdienst mit ferngesteuerten (“telegefahrenen”) Autos anbieten: Telefahrer:innen bringen ein Elektroauto zu den Kund:innen und holen es nach Beendigung der Fahrt wieder ab, so dass die zeitaufwändige Suche nach einem Parkplatz für die Kund:innen entfällt. Während sie im Auto sitzen, fahren die Kund:innen selbst. Vay sieht das Telefahren als einen alternativen Ansatz zum autonomen Fahren und will auf der Grundlage hochwertiger Telefahr-Daten schrittweise autonome Funktionen in sein System einführen.
Vay wurde 2018 von Thomas von der Ohe, Fabrizio Scelsi und Bogdan Djukic in Berlin gegründet. Das Team mit mehr als 150 Mitarbeitenden vereint das Beste aus zwei Welten – Software- und Produkt-Erfahrung aus dem Silicon Valley und Automotive-Hardware und -Sicherheitstechnik aus Europa. Das Unternehmen hat Niederlassungen in Berlin und Hamburg sowie in Portland, USA. Vay hat zuletzt 95 Millionen US-Dollar in einer Series-B-Finanzierungsrunde eingesammelt. Zu den Investor:innen gehören unter anderem Kinnevik, Coatue, Eurazeo, Atomico, La Famiglia und Creandum sowie prominente Business Angels wie der ehemalige Alphabet CFO Patrick Pichette, Peter Mertens, ehemaliges Vorstandsmitglied für Forschung & Entwicklung und Design sowie CTO von Audi und Spotifys Technologie- und Produktchef Gustav Söderström. www.vay.io
Vay Pressekontakt
Anja Rechtsteiner
Head of Communications
[email protected] / press
+49 176 60404217
Hintergrund zum TÜV SÜD-Gutachten
Anforderungen für die TÜV SÜD-Begutachtung
Grundlage für die Erstellung des Gutachtens von TÜV SÜD war, neben der Vorschriftsmäßigkeit des Fahrzeugs, die zuverlässige Steuerung und Überwachung aller relevanten Fahrzeugfunktionen von der Telefahrstation aus. Da sämtliche Signale auf eine abgesicherte und konstante Datenübertragung angewiesen sind, fährt Vay mit redundanten Mobilfunknetzen. Wenn eines ausfällt, wird das nächste genutzt. Bei theoretisch möglichen Netzausfällen oder Notfällen versetzt sich das Fahrzeug binnen Millisekunden selbständig in einen sicheren Zustand und kommt dann zum sicheren Stehen.
“Funktionale Sicherheit“ in Anlehnung an ISO 26262
Das Vay System wurde nach den Standards der Automobilindustrie entwickelt, darunter die ISO 26262 – die internationale Norm für sicherheitsrelevante elektrische und elektronische (E/E) Systeme in Straßenfahrzeugen. Sie umfasst bei Vay nicht nur das Fahrzeug selbst, sondern auch das Gesamtsystem inklusive der Telefahrstation: Vor dem Fahrzeugsitz ist ein Lenkrad mit Bedieneinrichtungen sowie Pedalen montiert. Die im Realbetrieb auftretenden Widerstandskräfte werden durch technische Einrichtungen simuliert. Das sonst übliche haptische Feedback beim Beschleunigen und Verzögern wird visualisiert. Zudem haben die Telefahrer:innen ein an Monitoren dargestelltes Sichtfeld, um das Fahrzeug fernsteuern zu können. Geräusche im Straßenverkehr, wie Rettungsfahrzeuge und andere Warnsignale, werden über Mikrofone und Kopfhörer hinreichend schnell übertragen.
Telefahrer:innen sind besonders geschult. Sie erhalten eine mehrwöchige praktische und theoretische Schulung an der Vay Telefahrakademie, die mit einem Zertifikat abschließt. Dabei lernen sie mit kritischen Situationen im Straßenverkehr umzugehen.
“Cybersicherheit“ in Anlehnung an ISO/SAE 21434
Die ISO/SAE 21434 ist ein neuer Standard für “Cybersicherheit“ in der Automobil-Industrie. Sie legt fest, dass das System vor Angriffen von außen geschützt werden muss. So sind alle Daten bei Vay an allen Übertragungspunkten verschlüsselt. Die Telefahrstationen können nur von autorisierten Telefahrer:innen betreten werden. Der Zutritt ist über technische Maßnahmen gesichert.
“Die TÜV SÜD-Begutachtung ist das Ergebnis einer mehr als einjährigen Prüfung des Vay Systems. Unsere Expert:innen überprüften die Risikoanalysen und die Sicherheitskonzepte für funktionale Sicherheit und Cybersecurity und arbeiteten umfangreiche Unterlagen durch, bevor sie alle relevanten Fahrfunktionen in realen und simulierten Szenarien auf der Straße und auf abgesperrtem Gelände getestet haben. Der Fokus lag dabei insbesondere auf der Kommunikation zwischen Fahrzeug und Telefahrstation. Damit sind die für diesen Anwendungsfall relevanten Anforderungen an die funktionale Sicherheit und Cybersicherheit hinreichend erfüllt“, sagt Christian Gnandt, Global Head of Automated Driving bei TÜV SÜD.