Wir haben als erstes Unternehmen in Europa eine Ausnahmegenehmigung für Testfahrten ohne Fahrer:in im Auto auf öffentlichen Straßen erhalten. Die Telefahr-Technologie macht es möglich. Die Ausnahmegenehmigung wird von der Behörde für Verkehr- und Mobilitätswende der Stadt Hamburg (BVM) ausgestellt. Ein positives Gutachten von TÜV SÜD ist eine der Voraussetzungen für die Genehmigung der Behörden. Im Folgenden finden Sie Hintergrund Informationen zum positiven Gutachten von TÜV SÜD, welches als Grundlage für die Ausnahmegenehmigung der Stadt Hamburg gilt.
“Die TÜV SÜD-Begutachtung ist das Ergebnis einer mehr als einjährigen Prüfung des Vay Systems. Unsere Expert:innen überprüften die Risikoanalysen und die Sicherheitskonzepte für funktionale Sicherheit und Cybersecurity und arbeiteten umfangreiche Unterlagen durch, bevor sie alle relevanten Fahrfunktionen in realen und simulierten Szenarien auf der Straße und auf abgesperrtem Gelände getestet haben. Der Fokus lag dabei insbesondere auf der Kommunikation zwischen Fahrzeug und Telefahrstation. Damit sind die für diesen Anwendungsfall relevanten Anforderungen an die funktionale Sicherheit und Cybersicherheit hinreichend erfüllt.”
Christian Gnandt, Global Head of Automated Driving bei TÜV SÜD
Anforderungen für die TÜV SÜD-Begutachtung
Grundlage für die Erstellung des Gutachtens von TÜV SÜD war, neben der Vorschriftsmäßigkeit des Fahrzeugs, die zuverlässige Steuerung und Überwachung aller relevanten Fahrzeugfunktionen von der Telefahrstation aus. Da sämtliche Signale auf eine abgesicherte und konstante Datenübertragung angewiesen sind, fahren wir mit redundanten Mobilfunknetzen. Wenn eines ausfällt, wird das nächste genutzt. Bei theoretisch möglichen Netzausfällen oder Notfällen versetzt sich das Fahrzeug binnen Millisekunden selbständig in einen sicheren Zustand und kommt dann zum sicheren Stehen.
“Funktionale Sicherheit” in Anlehnung an ISO 26262
Das Vay System wurde nach den Standards der Automobilindustrie entwickelt, darunter die ISO 26262 – die internationale Norm für sicherheitsrelevante elektrische und elektronische (E/E) Systeme in Straßenfahrzeugen. Sie umfasst bei Vay nicht nur das Fahrzeug selbst, sondern auch das Gesamtsystem inklusive der Telefahrstation: Vor dem Fahrzeugsitz ist ein Lenkrad mit Bedieneinrichtungen sowie Pedalen montiert. Die im Realbetrieb auftretenden Widerstandskräfte werden durch technische Einrichtungen simuliert. Das sonst übliche haptische Feedback beim Beschleunigen und Verzögern wird visualisiert. Zudem haben die Telefahrer:innen ein an Monitoren dargestelltes Sichtfeld, um das Fahrzeug fernsteuern zu können. Geräusche im Straßenverkehr, wie Rettungsfahrzeuge und andere Warnsignale, werden über Mikrofone und Kopfhörer hinreichend schnell übertragen.
Telefahrer:innen sind besonders geschult. Sie erhalten eine mehrwöchige praktische und theoretische Schulung an der Vay Telefahrakademie, die mit einem Zertifikat abschließt. Dabei lernen sie mit kritischen Situationen im Straßenverkehr umzugehen.
“Cybersicherheit” in Anlehnung an ISO/SAE 21434
Die ISO/SAE 21434 ist ein neuer Standard für “Cybersicherheit” in der Automobil-Industrie. Sie legt fest, dass das System vor Angriffen von außen geschützt werden muss. So sind alle Daten an allen Übertragungspunkten verschlüsselt. Die Telefahrstationen können nur von autorisierten Telefahrer:innen betreten werden. Der Zutritt ist über technische Maßnahmen gesichert.